Individuell auf die Persönlichkeit abgestimmte Düfte zu kreieren, welche die Stärken des Trägers hervorheben und gleichzeitig dessen Schwächen ausgleichen, diesem Ziel hat sich der Maßparfumeur Yogesh Kumar verschrieben. Seine exklusiven Duftkompositionen, welche für private Kunden, aber auch für Unternehmen oder Events entstehen, sind einzigartig und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Yogesh Kumar: Parfumeurskunst in Wien
Schon beim Betreten der Duftgalerie in der Kirchengasse 24 im 7. Wiener Gemeindebezirk umfängt einen eine angenehme Atmosphäre. Die Luft ist erfüllt von wohlriechenden Essenzen. Die Räumlichkeiten sind sehr liebevoll eingerichtet und verfügen unter anderem über eine große gemütliche Couch und einen Tisch mit Stühlen. Das besondere Highlight sind die Regale und Arbeitsflächen, welche mit kostbaren Essenzen und eigenen Parfumkreationen bestückt sind und einen interessanten ersten Einblick in das kreative Schaffen eines Parfumeurs bieten.
Auch der erste Kontakt mit dem Parfumeur und Inhaber Yogesh Kumar ist sehr angenehm. Wir werden mit einem freundlichen Lächeln und herzlichen Worten begrüßt. Kumar versteht es gut, eine entspannte Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Er nimmt sich viel Zeit für sein Gegenüber, denn er legt viel Wert auf einen intensiven Austausch. Um seinem exklusiven Kundenkreis entsprechen zu können, arbeitet er ausschließlich nach vorheriger Vereinbarung.
Yogesh Kumar: sein Werdegang
Yogesh Kumar, welcher ursprünglich aus Indien Neu-Delhi stammt, kann auf eine Berufserfahrung von 30 Jahren zurückblicken und hat sich sein Können selbst erarbeitet. Bereits im zarten Alter von 7 Jahren wusste er „seine Nase zu benutzen“ und „entdeckte früh seine Leidenschaft für die Wahrnehmung.“ Er begann „verschiedene Gräser zu sammeln und in Wasser und Öl einzulegen, zu destillieren, zu kochen und zu ersten ‚Wässerchen’ zu verarbeiten.“ Im Alter von 13 Jahren entstand sein „Hobbylabor“, in welchem Kumar für seine Freunde erste Düfte kreierte und als Präsent zum Geburtstag überreichte und bereits mit 17 Jahren hatte er sein erstes Unternehmen.
In den darauffolgenden Jahren begann Kumar viel zu reisen, um neue Kulturen und Länder kennenzulernen. Es folgten Reisen nach Singapur, Dubai und Hong Kong und ein längerer Aufenthalt in Dänemark. 1997 erfolgte dann der Umzug nach Österreich. Die ersten Jahre in Wien waren nicht einfach, denn Ende der Neunzigerjahre konnten sich viele noch nichts unter seiner Arbeit vorstellen. Aber „ich bin stur geblieben und habe immer an meinem Traum gearbeitet“, betont Kumar.
Doch wie wird man eigentlich zum Parfumeur? „Parfumeur sein ist eine Kunst“, betont Kumar. „Zwar gibt es in Frankreich einige Schulen, wie die ‚Ecole Supérieure du Parfum’, die immer auf der Suche nach neuen Talenten sind, aber eine universitäre Ausbildung für Parfumeure gibt es nicht. Wichtig sind eine gute Nase und eine Leidenschaft für Düfte.“
Die Sprache der Düfte
Für den Maßparfumeur sind „Gerüche in unseren Kindheitserinnerungen verankert. Erinnerungen erinnern uns nicht nur an ein bestimmtes Gefühl, sondern bringen uns zu einem lebendigen Gefühl. Ein bestimmter Geruch in der Nase erinnert uns an bestimmte Personen oder Orte, wie die Kekse der Großmutter oder das Parfum der Mutter. Gefühle werden dadurch wieder lebendig.“
Die Nase gehört zu unseren wichtigsten Sinnesorgangen, wird aber leider oft unterschätzt. Dabei kann sie zwischen mehr als 10.000 unterschiedlichen Duftnoten unterscheiden. Beim Vorgang des Riechens werden die Geruchsinformationen von den Riechzellen unserer Nase über die Nervenbahnen ins Riechhirn geleitet und gelangen von dort zum Hypothalamus und zum limbischen System. Diese Hirnareale beeinflussen unser Gedächtnis und unsere Gefühle und können unmittelbare Erinnerungen oder Emotionen wie Freude, Lust oder auch Angst auslösen.
Auch bei der Wahl des zukünftigen Partners kann der richtige Geruch ausschlaggebend sein, denn man muss sich „gut riechen können“. Das „richtige“ Parfum kann die Bestandteile des eigenen Körpergeruchs in positiver Weise hervorheben oder sogar verstärken. „Erreichen kann man dies mit der Verwendung des richtigen individuellen Duftes“, betont Kumar, denn „ jeder Duft spricht für sich“.
Ein maßgeschneidertes Parfum
Um einen maßgeschneiderten Duft kreieren zu können, ermittelt Yogesh Kumar zuerst das Körperduftmaß der jeweiligen Person, indem er am Nacken der Kunden riecht. Dadurch kann Kumar „die Elemente und den Charakter des jeweiligen Körpers beschreiben“. Alternativ könnte auch anhand von getragener Kleidung oder eines Schals der passende Duft ermittelt werden, allerdings, so sagt Kumar: „sind persönliche Treffen besser, da so ein persönliches Gespräch und auch gezielte Erklärungen an die Personen weitergegeben werden können. So weiß der Betreffende, warum genau diese Düfte bei der Zusammenstellung des maßgeschneiderten Parfums verwendet wurden.” Auf Basis dieser Geruchsanalyse und im Verlauf des Gesprächs wird somit der persönliche Dufttyp festgestellt. „So lernt der Kunde auch etwas über sich selbst auf einer ganz anderen Ebene. So können auch die Stärken und Schwächen der jeweiligen Person ermittelt werden, welche mit einer begründeten elementarischen Stärke zusammenhängen“, erläutert Kumar.
Anschließend folgt die Erstellung eines persönlichen Duftreports in einer sogenannten Inspirationsrunde, ein Riechtest mit Basisnoten. Kumar verwendet dazu ausgewählte ätherische Öle, wie beispielsweise Jasmin, Lavendel und Patschuli. Im weiteren Gespräch werden diese ausgewählten Basisnoten dann gemeinsam besprochen und analysiert und dabei wird darauf geachtet, welche Assoziationen und Gedanken mit dem jeweiligen Duft verbunden werden, um herauszufinden, wo die jeweiligen Stärken unterstützend und die Schwächen blockierend wirken und welche Erinnerungen dabei hochkommen.
Auf Basis der gewonnenen Informationen kreiert Yogesh Kumar dann einen individuellen und maßgeschneiderten Duft. In der folgenden sogenannten Proberunde erhält man dann vier Kompositionsmuster, mit welchen man probieren kann, wie der Duft riecht beziehungsweise wie sich das Parfum mit dem eigenen Körperduft entwickelt, da dieser sich bei jedem Menschen anders entfaltet. So erhält der Kunde dann einen personifizierten Duft, mit dem er sich wohlfühlt und identifizieren kann.
Duftkonzepte, Nasenspiele und Duftevents
Aber Kumar stellt nicht nur maßgeschneiderte Parfums für private Käufer her, sondern arbeitet auch an Duftkonzepten für Unternehmen. Diese sogenannten „Corporate Scents“ sind Duftkompositionen, welche dazu beitragen, die Unternehmen unverwechselbar zu machen und zur Schaffung einer besonderen Atmosphäre beitragen. Kumars erster Auftrag entstand 1988 für eine Hotelkette in Amerika. Mit dem Duftkonzept sollte das Ziel erreicht werden, dass sich die Gäste dieser Hotels in ihren Zimmern wie zuhause fühlen. Durch dieses Projekt wurde ihm noch einmal eindringlich bewusst, wie ein Duft bei Menschen wirken kann und wie man dies inszeniert. Denn „ein Duft ist für ein Unternehmen wie ein Logo, ein riechbares Logo, dass in die Nase geht und dort für immer und ewig gespeichert bleibt und mit einer Information gespeichert, welche der Kunde mit dieser Firma erlebt hat. Düfte können Messages, Keywords, Images transportieren, welche die Firma mit ihren Ideen kommunizieren möchte.“
Sein erstes Projekt und Duftkonzept in Österreich war für eine Theaterproduktion von Mozarts „Zauberflöte“, es folgten Duftkreationen für die Firma Hirsch, das Schloss Belvedere und die Autohersteller Ford und Lexus, sowie zahlreiche Duftevents wie beispielsweise für die Bank Austria.
Kumar Yogesh gestaltet auch sogenannte Duftevents und Nasenspiele. So können die teilnehmenden Personen ihre Duft-Wahrnehmung schulen und dadurch auch mehr über sich selbst erfahren. Für Kinder gibt es die Möglichkeit, anhand sogenannter Nasenspiele die Welt der Düfte kennenzulernen und zu entdecken. Diese Nasenspiele „sind eine Auseinandersetzung mit der Nase. Die Kinder sollen einen Duft erriechen und dann selbst einen Duftreport darüber schreiben, so lernen sie ihre Individualität kennen.“
Woher stammen die Ideen zu seinen Duftkreationen, woher kommt seine Inspiration? Dazu sagt Kumar schlicht: „Meine Welt ist die Nase.“
Infobox: Wissenswertes rund um das Parfum
Die Grundstruktur eines Parfums besteht aus einer „Kopfnote“, dem Duft, welcher direkt nach dem Auftragen des Parfums wahrgenommen wird. Die „Herznote“ zeigt den Charakter des Parfums und bildet sich, nachdem sich die Kopfnote verflüchtigt hat. Abschließend folgt die Basisnote, welche sich zum Schluss herauskristallisiert und langanhaftende Bestandteile beinhaltet.
Damit das Parfum vollends seine Note entfalten kann, sollte es auf gut durchbluteten Körperstellen wie dem Hals, den Handgelenken, den Armbeugen, hinter den Ohrläppchen oder im Nacken aufgetragen werden. Trägt man den Duft auf die Innenseite der Handgelenke auf, ist es wichtig darauf zu achten, dass man ihn nicht auf der Haut verreibt, sondern vorsichtig die Handgelenke zueinander führt, da man sonst die Duftstruktur zerstört.
Wird der Duft in die Haare gesprüht, speichert er sich dort besonders lange. Auch auf die Kleidung ist dies möglich, allerdings sollte hier darauf geachtet werden, dass es sich um natürliche Materialien wie Baumwolle oder Wolle handelt, da synthetische Kleidung die Duftmoleküle an ihrer vollen Entfaltung hindert. Möchte man am ganzen Körper gut riechen, kann man das Parfum in den Raum sprühen und dann hindurch laufen.
https://www.dasparfum.com/yogesh/