Mit nur 22 Jahren hat die in Wien lebende Michelle Danzinger bereits ihr eigenes Online-Second-Hand-Label, wildsoulclothing, ihre eigene Fair Fashion Kollektion, 119.000 Abonnenten auf Youtube, 34.000 Instagram-Follower und ihren eigenen Podcast „Selbsterklärend“. Mit uns hat die junge Influencerin und Unternehmerin über ihre Liebe zur Mode, zur Nachhaltigkeit und ihren Umgang mit Themen wie Finanzen und psychischer Gesundheit auf Social Media gesprochen.
Michelle Danzinger im Interview
Haben deine Tage mehr Stunden als die von anderen Menschen?
Ich habe einfach eine extrem starke Willenskraft und auch sehr viel Leidenschaft für meine Projekte. Deshalb versuche ich immer alles unter zu bringen, auch wenn es manchmal sehr schwierig ist, da der Tag nur 24 Stunden hat.
Du hast deinen eigenen Second-Hand Online-Shop inkl. eigener Fair Fashion-Kollektion. War Mode Machen schon immer ein Traum von dir?
Ja, definitiv. Ich habe immer gerne gezeichnet und mochte schon als Kind Mode sehr gerne. Irgendwann habe ich den Traum aus den Augen verloren, als ich in der Schule Nähunterricht hatte und merkte, dass da viel mehr dazugehört als nur zu designen und zu nähen. Man muss Schnittmuster und -techniken beherrschen und ich dachte damals, dass ich das nicht schaffe. Da habe ich den Traum erstmal zur Seite geschoben. Erst in den letzten zwei Jahren habe ich wieder begonnen zu nähen und ein Gefühl dafür bekommen. Dann hat sich alles quasi schicksalshaft gefügt.
Wie wichtig ist es dir, dass deine Mode nachhaltig ist?
Ich habe mich vor zwei bis drei Jahren auf nachhaltige Mode fokussiert, weil ich einfach immer sehr gerne Second Hand shoppen gegangen bin und das die nachhaltigste Art ist, einzukaufen. Mir war von Anfang an klar, dass meine eigene Kollektion auch nachhaltig sein muss. Ich möchte den Leuten zeigen, dass es möglich ist jung, umweltbewusst und trotzdem trendy zu sein. Ich möchte das Stigma auflösen, dass man nicht öko und cool gleichzeitig sein kann.
Denkst du, dass wir uns momentan in einer Zeit befinden, in der die Nachfrage nach eben solchen Shops, wie deinem, immer größer wird, da die Menschen beginnen bewusster zu konsumieren?
Ich denke, dass der Trend in der Mode definitiv zur Slow Fashion geht. Viel mehr Personen informieren sich und fangen an, auf Slow Fashion zu achten. Aber es gibt nach wie vor sehr viele Leute die auch Fast Fashion kaufen. Das kann die verschiedensten Gründe haben, ob man nicht so viel Einkommen hat und sich Slow Fashion nicht leisten kann oder ob man denkt, man kann nur mit Fast Fashion modisch sein. Ich denke, dass die Menschen durch die Pandemie mehr Zeit hatten, um sich mit verschiedenen Themen auseinander zu setzen. Ich glaube allgemein, was Konsum betrifft, gibt es in der Pandemie zwei Lager: die, die sich denken „Wofür brauche ich neue Sachen, man sieht mich eh nicht?“ und die, die eine gewisse Sucht für Online-Shopping entwickelt haben.
Vor ca. einem Jahr hast du auf deinem Youtube-Kanal ein Video zu deiner finanziellen Situation gedreht, in welchem du erklärt hast, dass es dir finanziell nicht so gut geht. Du gehst sehr ehrlich mit dem Thema Finanzen um. Was möchtest du deinen FollowerInnen dadurch mitgeben?
Ich will den Leuten zeigen, dass es nicht immer ein Zuckerschlecken ist, Influencerin zu sein. Die meisten Influencer haben sich zuvor nicht großartig mit Selbständigkeit beschäftigt. Man lernt in der Schule nicht viel darüber, wie das Leben sich entwickelt, wenn man sich erst einmal selbständig macht. Ich möchte den Leuten zeigen, dass es auch negative Outcomes geben kann. Das heißt aber nicht, dass es negativ bleiben muss, sondern dass man sich auch wieder rauskämpfen kann. Ich möchte den Leuten zeigen, dass Risiken dahinterstehen und denen, die eine ähnliche Situation und auch Geldprobleme haben, ein bisschen Mut machen, dass man da wieder herauskommen kann.
Auch das Thema psychische Gesundheit sprichst du immer wieder an. Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, dass InfluencerInnen auch Themen wie mentale Gesundheit ansprechen?
Finde ich unglaublich wichtig! Es wäre schön, in der Hinsicht mehr Transparenz zu sehen und ein bisschen mehr Authentizität, da die Menschen oft den Bezug zu Social Media verlieren. Viele Menschen können Social Media nicht vom echten Leben unterscheiden und vergleichen sich dann mit den Highlights von anderen Menschen. Deshalb bin ich transparent bei diesem Thema, weil ich einfach zeigen möchte, dass ich auch ein normaler Mensch mit Gefühlen bin und Struggles habe.
Denkst du, dass es Selbstständige und InfluencerInnen schwerer haben, eine gesunde mentale Balance zu halten, da sie mit ständiger Kritik konfrontiert sind?
Definitiv. Weil der Mensch nicht dafür gemacht ist, tausende Meinungen über sich selbst zu hören und für alles Mögliche verurteilt zu werden. Das ist ein Prozess, dem auch viele Leute nicht standhalten. Ich musste da auch erst einmal reifen und eine harte Schale entwickeln, da mich das am Anfang sehr getroffen hat. Aber auch heute regen mich Kommentare noch auf. Im Grunde bin ich mir bewusst, dass man das an sich abprallen lassen muss, aber trotzdem macht man sich Gedanken darüber. Ich glaube jeder der sagt, das interessiert ihn gar nicht, lügt.
Was dürfen deine FollowerInnen in Zukunft erwarten?
Dieses Jahr werden definitiv mehr Youtube-Videos kommen. Ich habe jetzt ein bisschen Hilfe und da kann ich mich darauf wieder mehr fokussieren. Außerdem wird dieses Jahr meine eigene Halskette herauskommen in Kooperation mit einer nachhaltigen Schmuckfirma. Von wildsoulclothing wird es demnächst ein sehr hochwertiges Kleidungsstück geben, welches eine sehr limitierte Auflage hat. Im Sommer kommt außerdem noch eine Kollektion, die in die komplett gegenteilige Richtung gehen wird, wie die letzte, also viel Farbe, viele Prints!
Wir sind schon sehr gespannt darauf! Danke dir fürs Gespräch, Michelle!