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Wie schnell sich die Österreicher formieren können – das können wir heute in Wien in Reaktion auf den Ibiza-Skandal sehen. Innerhalb kürzester Zeit haben sich mehrere tausend Demonstranten auf dem Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt zusammengefunden, um gemeinsam gegen die Regierung zu demonstrieren. Delay Magazine ist live vor Ort. Ein Status-Update.

Um Viertel nach Zwölf hat der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Obmann H.C. Strache nach Bekanntwerden der Ibiza-Affäre seine Ämter niedergelegt. Seitdem warten nicht nur Demonstranten und Journalisten, sondern auch viele Menschen inner- und außerhalb Österreichs auf eine Stellungnahme von Kanzler Sebastian Kurz. Angekündigt war diese bereits zum Mittag, nun soll es erst am Abend soweit sein.

© Fero Zboray

Wer den Livestream der ZIB Spezial auf ORF verfolgt, hat schon früh gemerkt, dass allgemeine Aufregung herrscht. So mussten sich die Reporter schon vor dem Auftritt Straches vor dem Bundeskanzleramt ein Ohr zuhalten, um die Fragen des Kollegen im Studio zu verstehen. Die Analysen werden immer wieder unterbrochen, alle verfügbaren Interviewpartner kommen zu Wort. Die Anspannung ist selbst den erfahrensten Medienvertretern anzusehen. Die Trillerpfeifen fordern seit dem Morgen vor allem eines: Neuwahlen.

Volksfeststimmung wie auf Ibiza 

„Es ist eine Volksfeststimmung, eine unglaubliche Erleichterung, dass Türkis-Blau wahrscheinlich gescheitert ist“, meint Maria Stern von der Liste Jetzt im Interview mit dem ORF. Die Stimmung wird aber auch als „extrem gereizt, fast aggressiv“ im Fernsehen beschrieben. Bestätigen können wir das so nicht. Die Demonstranten sind friedlich, nehmen Bäume und Volksgarten ein, singen zusammen mit den Omas gegen rechts, aber fordern auch und rufen laut „Widerstand“. Das Video aus Straches Ibiza Urlaub hat mittlerweile alle Medien erreicht und wurde tausendfach in den sozialen Medien geteilt. So weiß heute wirklich jeder Bescheid, was Sache ist.

„Sturz, Sturz, Sturz, Sturz – heute Strache, morgen Kurz“, singen die Sprechchöre. Vor allem die jungen Leute haben sich in Gruppen zusammengefunden und warten – anfangs noch geduldig – auf die Kundgebung von Neuwahlen, die als fast sicher scheinen. Es kann als Aufbruchsstimmung beschrieben werden; die Demonstranten sind einerseits entrüstet über den Ibiza-Skandal, andererseits hoffnungsvoll, dass es einen Regierungswechsel oder zumindest einen Wechsel IN der Regierung geben wird. So wirklich überrascht ist niemand, deshalb sind auch alle spontan voll ausgerüstet vor Ort, denn die Donnerstagsdemo wird auf den heutigen Samstag verschoben.

 

© Winona Bach

 

© Winona Bach

 

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Der Ibiza-Skandal als „Schmutzkübel- und Desinformationskampagne„

Schon nach kurzer Zeit ist der Fall Strache abgehakt, es geht um Kickl, es geht um die FPÖ an sich und um Sebastian Kurz und seine Regierung. Die Menschen haben ihn im Fokus und so werden sie immer unruhiger, je öfter bekanntgegeben wird, dass die erwartete Pressekonferenz sich wieder um eine Stunde verschiebt. Die Zeit wird genutzt, um sich niederzusetzen, die meisten holen sich ein Bier, andere gehen und werden das Ganze von Zuhause aus weiterverfolge. Aber die zunehmende Unruhe kippt auch in Richtung gereizte und genervte Stimmung. Das Wort „Schweigekanzler“ fällt. Sebastian Kurz habe sich schon gestern Abend entschieden, wie er weiter vorgehen werde, so die medialen Gerüchte.

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„Haben wir ihn schon verpasst?“

Aus unserem Team fällt die Bemerkung, dass die einzigen, die nicht wissen, was los ist, diejenigen sind, die an Ort und Stelle sind. Das Internet ist seit Stunden überlastet, man kommt in keinen Liveticker, in keinen Stream herein. Also, abwarten und Bier trinken? Es gibt keine Debatten, keine Diskussionen und keine Gegendemonstranten. Solange sich der Kanzler nicht gegen Neuwahlen entschließt oder gar die Pressekonferenz ausfallen lässt, sind keine größeren Ausschreitungen mehr zu erwarten. Beeindruckend ist in jedem Fall die Solidarität und Spontaneität der Menschen, die ihre Stimme erheben und besonders an diesem bedeutungsvollen Samstag klare Statements an Österreichs Politiker richten.

© Winona Bach

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